Die Fußball – WM ist in vollem Gange. Darum will ich heute einem ganz besonderen Mann und Fußballfan das Wort überreichen, nämlich meinem Verlobten und Kollegen Tristan Büchtmann, der seine Gedanken zu Fußball, Geschichte und Gesellschaft festhält.

 

 

„Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“

So, in etwa, formulierte es Claus von Clausewitz, und um ihn frei zu interpretieren, „ist der Fußball die Fortsetzung des Nationenwettstreits mit gesellschaftlich akzeptieren Mitteln“.

Der Fußball ist eine englische Erfindung, Dörfer maßen sich im Wettstreit, bei dem ein irgendwie halbwegs runder Gegenstand (meist aus Schweinsblase) durch das Friedhofstor des anderen Dorfes getrieben werden musste. Das Fußballfeld war der ganze Weg, das ganze Gelände zwischen den Dörfern, Regeln gab es kaum, Verletzungen (auch tödliche) waren nicht unüblich (siehe Video unten). Der „Sport“ war so gewalttätig, dass König Heinrich VIII., nicht gerade als Kind von Traurigkeit bekannt, das Spiel sogar verbot.

In Deutschland wurde Fußball übrigens noch im 19. Jahrhundert abwertend als “Fußlümmelei” betitelt.

In unserer modernen Welt sind Kriege zwar noch immer nicht unüblich, aber sicher nicht mehr als Aktivitäten nationalen Stolzes oder gar als zuschauergeeignet zu betrachten.

Zu einer der ersten Schlachten des US-amerikanischen Bürgerkrieges fuhr die High-Society noch mit Kutschen, um im Zuge eines Picknicks an der Schlacht zu partizipieren – der Spaß verging ihnen aber schnell, und ein zweites Mal ist wohl niemand losgefahren.

Kurz gesagt, wo kann man heute noch Nationalstolz, Emotion und Wettkampf erleben?

Gerade in Europa gibt es darauf eine Antwort: beim Fußball.
Hier kann man noch echte Krieger beim Wettstreit beobachten, sehen wie sie ihre Kampftechniken aneinander messen und am Ende gibt es einen Sieger, den man feiern kann.
Als Fan kann man sich mehr oder weniger frenetisch seinem Verein und seiner Nation verschreiben, sich durch Engagement als Teil des Erreichten fühlen und so hemmungslos wie sonst kaum noch in unserer zivilisierten Welt emotional aufputschen, schreien, grölen und singen.

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Die Exzesse von „Fans“, bei denen Fantum und –treue in Gewalt seine Bahnen bricht, ist kein Novum, sondern ein bekanntes Problem der Fußball-Kultur. Die Grenzen der Zivilisation, die Grenze von Sport und Gewalt verschwimmen, wo die Treue zu seiner Mannschaft durch den Hass auf die „Feinde“ (Fans anderer Mannschaften) und der Gewalt gegen sie definiert wird.

Am Ende bleibt zu sagen, dass es für uns alle vielleicht besser wäre, wenn man einen Sport als Sport erleben würde. Mit aller Emotion, Glück und Freude, wie Trauer und Ärger, erleben würde, ohne gleich die Grundlagen unserer Zivilisation zu vergessen – wenn man das tut, und man seinem den Fernseher beschimpfenden Partner etwas Toleranz entgegen bringt – kann man Fußball als tolle Gelegenheit sehen, etwas zu erleben und sich emotional einmal mehr Freiheiten zu gönnen.

 

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