Scheint es nur mir so, oder haben Literaturverfilmungen in den letzten Jahren zahlenmäßig zugelegt? Miss Booleana scheint es auch so zu sehen, und daher ruft sie zur Blogparade “Buch vs. Film”. Ich habe zwar einige der großen Literaturverfilmungen der letzten Jahre (Harry Potter, Tribute von Panem) nicht gesehen und/oder nicht gelesen, aber vielleicht kann ich gerade deshalb in meiner Liste von fünf Literaturverfilmungen auch einige Beispiele nennen, die weniger bekannt sind.
Ob Buch oder Film gewinnt? Lasst Euch überraschen.
Gespräch mit einem Vampir vs. Interview mit einem Vampir
Ich habe das Buch “Gespräch mit einem Vampir” zum ersten Mal mit 16 gelesen, noch bevor der Film herauskam. Die Geschichte des Vampirs Louis, der einem Reporter seine Geschichte erzählt, wurde 1994 mit Tom Cruise und Brad Pitt in den Hauptrollen verfilmt. Das Buch hat mich begeistert und der Film schlicht umgehauen. Natürlich konnte er nicht so detailliert wie das Buch sein, aber er wartete mit so wunderschönen Bildern auf, dass ich das verzieh. Allein für die Optik ist der Film eine Wonne. Auch der Soundtrack ist großartig.
Ein sehr schönes Buch und ein sehr schöner Film. Hier einen Sieger zu küren, ist wirklich schwer. Beide sind auf unterschiedliche Art und Weise grandios. Ich denke, es muss ein Unentschieden bleiben.
Die Königin der Verdammten vs. Die Königin der Verdammten (2002)
Beim Nachfolge-Film sieht es hingegen ganz anders aus. Hat man bei “Interview mit einem Vampir” noch das vereinte Werk von Anne Rice und Neil Jordan gehabt, das von Größen wie Brad Pitt, Tom Cruise, Kirsten Dunst und Antonio Banderas zum (Un-)Leben erweckt wurde, wurde “Die Königin der Verdammten” ein Film, den sich Anne Rice selbst nur einmal und danach nie wieder ansah. Und wen wundert’s: Weder Aaliyah noch Stuart Townsend legen schauspielerische Höchstleistungen hin, und mit den Büchern hat dieses Machwerk sehr wenig gemein. Hier wurden eigentlich zwei Bücher aus Annes Rices Vampirchronik (“Fürst der Finsternis” und “Königin der Verdammten”) in einen Film gequetscht. Und dabei fielen u.a. diese ganzen großartigen und teils uralten Vampircharaktere (Mekare, Khayman, Mael, Pandora…) einfach weg bzw. wurden durch Akasha nebenher gekillt, ohne dass je ihr Name genannt wurde.
Das einzig Gute am Film: Der Soundtrack. Der ist wirklich klasse.
Eindeutiger und unzweifelhafter Gewinner: Buch.
Der kleine Hobbit vs. Hobbit-Trilogie
Ich bin bei Tolkien ein Späteinsteiger. Und so kannte ich auch das Buch vom “Hobbit” erst, nachdem ich den ersten Teil der Filmtrilogie im Kino gesehen hatte. Was soll ich sagen – ich fand und finde den Film besser. Aber Buch und Film erfüllen ganz unterschiedliche Versprechen, denn, du meine Güte, es ist ein Kinderbuch aus den 1930ern. Hätte man dieses Buch 1:1 verfilmt, hätte ich es mir nicht angesehen, denke ich. Diesen Film hingegen, wie auch die “Herr der Ringe”-Trilogie, fand ich klasse. Ich könnte mir vorstellen, dass, hätte Tolkien ein Buch in der Jetztzeit für Erwachsene geschrieben, würde es den Peter-Jackson-Machwerken mindestens nahekommen.
Dieser Cartoon zeigt, wie der “Hobbit” hätte aussehen können, wenn man sich mehr ans Buch gehalten hätte 😉
The Cousin’s War vs. The White Queen
Die 10-teilige Co-Produktion der BBC und dem US-Sender Starz basiert auf den Romanen “Die Königin der weißen Rose”, “Die rote Königin” und “Dornenschwestern” von Philippa Gregory und beleuchtet die Ereignisse der Rosenkriege.
Die Buchtrilogie erzählt die Ereignisse jeweils aus der Sichtweise einer Person: Elizabeth Woodville, die Königin Edwards IV. in Band 1, Margaret Beaufort, Mutter des zukünftigen Heinrich VII. in Band 2 sowie Anne Neville, die Königin Richards III. in Band 3. Diese Aufteilung zu übernehmen, hätte in der Serie wohl zu viel Chaos geführt, also verfolgt die Serie zumeist Elizabeths Woodvilles Leben, ohne dass die beiden anderen Damen gänzlich zu kurz kämen.
Was historische Korrektheit angeht, liegt das Buch allerdings vorn, was größtenteils dem eher laxen Umgang der Serie mit Ausstattung, Kleidung etc. angerechnet werden muss (das Thema habe ich im “Faktencheck The White Queen” genauer betrachtet). Aber trotzdem und obwohl mir die Bücher auch gefallen, mag ich die Serie lieber – irgendwie flüssiger zu konsumieren.
Die Schwester der Königin vs. Die Schwester der Königin (2008)
Philippa Gregory, die Zweite. Prominent mit Natalie Portman, Eric Bana und Scarlett Johansson verfilmt. Die Geschichte von Mary Boleyn, Schwester von Anne Boleyn, und Geliebte von Heinrich VIII., bevor dessen verhängnisvolle Liebesgeschichte mit Anne begann.
Historisch, nun ja, diskutabel, vor allem der Film (siehe “Faktencheck Die Schwester der Königin“). Ohne das jetzt genau belegen zu können (es ist eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe), erschien mir der Film noch entfernter von der historischen Realität und war mir auch sonst irgendwie zu amerikanisch dick aufgetragen. Mein Sieger daher: Buch.
Literaturverfilmungen: Mein Fazit
Zweimal Buch, zweimal Film/Serie, einmal unentschieden – das Genre der Literaturverfilmung bietet auch qualitativ eine große Bandbreite an. Und das ist auch gut so.
Vielen Dank für Deine Teilnahme an der Parade! 😀
Fand es sehr interessant, deinen Vergleich zu lesen. Insbesondere bei “Die Königin der Verdammten”, womit ich nie besonders warm geworden bin und auch bei “Die Schwester der Königin”. Bei beiden kenne ich aber die Buchvorlage nicht. Manchmal hat man aber doch so ein Gespür, dass das was man gesehen hat, hätte besser sein können …