“Mara und der Feuerbringer”: Unter diesem Titel findet am 02. April ein außergewöhnlicher Film seinen Weg ins Kino. Der unter der Regie von Tommy Krappweis, der auch die Romanvorlage verfasste, entstandene Film wagt sich an das Genre “Fantasy aus Deutschland” heran und entnimmt seine Themen der nordischen Mythologie. Ein erneutes Machwerk mit Wikingern, die genausowenig mit der echten Geschichte zu tun haben wie “Reign” mit Maria Stuart? Weit gefehlt. Entgegen des sonstigen Mainstreams wurde auch darauf geachtet, dass das verwendete historische Material so authentisch wie möglich ist, und dazu wandte man sich u.a. an eine Gruppe, der Authentizität wohl wichtiger als jedem anderen ist: Die Reenactor-Szene. Doch dazu erzählt Euch mein heutiger Gastautor Philipp Roskoschinski sowie Tommy Krappweis selbst mehr:
Mara und der Feuerbringer: Nordisches Fantasy-Kino mit hohem Recherchegrad
Tommy Krappweis erfand einstmals Bernd, das depressive Kastenbrot. Bernd begleitet mich seitdem durch mein Leben, sitzt als Figur auf meinem Schreibtisch. Mein morgendlicher Kaffee kommt aus einer Bernd-Tasse. Bernds Sicht auf die Welt erheitert mich ungemein. So weit so gut – was hat das mit Geschichte oder Archäologie zu tun? Berechtigte Frage.
Tommy Krappweis ist auch Schriftsteller. Seine dreiteilige Romanserie „Mara und der Feuerbringer“ fasziniert seit 2009 Jugendliche und Erwachsene. Den ersten Teil hat Tommy nun cineastisch umgesetzt. Die Handlung dreht sich um die 14-jährige Mara. Mara wird wegen ihrer Tagträume von ihren Mitschülern gehänselt und versucht möglichst nicht aufzufallen. Dies gestaltet sich jedoch als zunehmend schwierig, denn Mara ist die letzte Spákona, eine Seherin. Mit Hilfe eines Professors für germanische Mythologie, Herrn Weissinger, versucht sie Ragnarök, die Götterdämmerung, zu verhindern.
Ja, es ist ein Fantasyfilm. Der dennoch erstaunt. Und mich sehr überrascht hat. Bereits die Fachberatung ist prominent: Prof. Rudolf Simek, ein sehr bekannter und akademisch sowie pädagogisch äußerst empfehlenswerter Fachmann stand Tommy Krappweis zur Seite. Moment: Fachberatung bei einem Fantasyfilm? Ja. Denn die Geschichte ist zwar fiktional, beschäftigt sich aber auf liebevolle, humorvolle und gut recherchierte Weise mit der nordischen Mythologie. Wenn Jan Josef Liefers erbost schimpft, dass Wicki lügt, lächele ich als Archäologe und Reenactor in mich hinein und spüre eine Welle der Zuneigung für diesen Film und seinen Schöpfer. Der Film bietet viele dieser besonderen Momente, die hinter der vermeintlich vordergründigen Fantasy stecken.
Tommy Krappweis liegt viel daran, dass die nordisch-mythologischen Bestandteile seines Filmes so gut recherchiert sind, dass neben der Unterhaltung auch Wissen transportiert wird. Dieses besondere Augenmerk hat er in einem Begleitbrief (siehe Bilder) explizit deutlich gemacht. Er setzt sich damit hohe Maßstäbe und bemüht sich, m.E. sehr erfolgreich, diese auch umzusetzen. SO werden vor allem jüngere und/oder themenfremde Zuschauer den Film mit einem guten Grundschatz an Wissen über die nordische Mythologie verlassen.
Kinostart ist am 02. April. Wenn der Film erfolgreich ist, dürfen wir uns auf eine Verfilmung des zweiten und dritten Teils der Romanserie freuen. Ein Kinobesuch ist damit doppelt lohnend. Darum also auf in den Tempel der bewegten Bilder. Die Götter werden es euch danken.
Mit diesem Brief richtete sich Tommy Krappweis selbst an die Reenactor-Szene:
Liebe Reenactment-Freunde,
mein Name ist Tommy Krappweis, ich bin der Autor und Regisseur des Films „Mara und der Feuerbringer“ und ich möchte Euch hiermit gerne auf selbigen aufmerksam machen. Warum? Weil wir in diesem Familienfilm so viel Wert auf Authentizität gelegt haben, wie wenige vor uns und schon gar nicht in einem deutschen Fantasyfilm. Mein Anspruch ist, dass jeder Fakt, jedes Kleidungs- oder Ausstattungsstück 100% dem entspricht, was die Wissenschaft heute über die nordisch-germanische Mythologie, die Germanen bzw. die Wikinger weiß.
Dazu versuche ich, Wissen zu vermitteln und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die nordisch-germanische Mythologie unser kollektiver Erinnerungsschatz ist und nach wie vor in uns lebendig. So findet sich eine Erklärung der Wochentagsnamen nach Týr, Thor und Frija ebenso im Film, wie ein Hinweis dass die Nazis dieses Forschungsfeld mit ihrer Vereinnahmung stark beschädigt haben. Aber auch Kleinigkeiten wie die vier handgeschnitzten Zwerge entsprechend der Himmelsrichtungen nach Snorri kann man in den Pfosten der Hütte entdecken, in der sich Loki versteckt hält. Außerdem weiß nach dem Film definitiv jeder, dass „Wickie lügt“, weil die Wikinger nun mal keine Hörnerhelme trugen.
Der wissenschaftliche Berater meines Films wie auch meiner Romantrilogie gleichen Titels ist Professor Rudolf Simek von der Universität Bonn. Er ist der Autor des internationalen Standardwerks „Lexikon der germanischen Mythologie“ und vieler anderer Publikationen zum Thema. Prof. Simek organisierte die Beratung, Begutachtung, Einordnung und Korrektur sowohl der Texte und Inhalte, als auch der Gewandungen und der Ausstattung. In den Romanen lieferte er jeweils ein umfassendes, auch für Jüngere lesbares Wort- Und Sachregister und diverse Literaturtipps zum weiterforschen.
Ich bin selbst jedes Mal enttäuscht, wenn sich ein Film oder eine TV-Serie mit Authentizität und wissenschaftlicher Recherche brüstet und sich letztendlich dann doch wieder irgendwelche sinnlosen Lederschnallen über der freien Brust des Hauptdarstellers spannen. Ich wollte das anders machen und würde mich wirklich sehr freuen, wenn einige von Euch „Mara und der Feuerbringer“ eine Chance geben. Sollte der Film nämlich erfolgreich sein, drehen wir Teil 2 und 3. Und da geht es unter anderem um einen Besuch bei der/in der Hel, um die Diskussion der Verortung der Varusschlacht sowie um Mythos und Wahrheit rund um Arminius. Schließlich mündet alles in die drohende Götterdämmerung mit einer akkuraten Darstellung von Asgard und Walhall. Bei letzterer hoffe ich sehr, dass wir uns dann auch am Set sehen, denn da muss ich irgendwie eine Tausendschaft feiernder Wikinger darstellen. 🙂
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und für die Inspiration, die ich durch Eure aufwändigen Darstellungen auf vielen MA-Märkten und Lagern erleben darf.
Tommy Krappweis
Philipp Roskoschinski, Jahrgang 1978, ist Prähistorischer Archäologe und langjähriger aktiver Living-History-Darsteller. Er berät und stattet historische Medienproduktionen aus und ist schriftstellerisch tätig. Daneben arbeitet und forscht und fach-publiziert er auf dem Gebiet der Archäologie der nördlichen Elbslawen und des frühmittelalterlichen Ostseeraumes.
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